Über Wirbel
(aus: Zeitschrift Viola da Gamba Nr. 130, 2024)
Das Stimmen ist vom Gambespielen nicht wegzudenken. Wer seine Wirbel gut im Griff hat, kann sich dabei eine Menge Frust ersparen.
Dass ein Wirbel aufgrund seiner konischen Form selten in der gewünschten Position verweilen wird, wenn er beim Stimmen einfach nur gedreht wird, ohne gegenzuhalten, fällt schon bei den ersten Stimmversuchen auf. Es kommt aber auch darauf an, wie die Saite auf den Wirbelgewickelt ist, vor allem, wo sie ihn Richtung Sattel verlässt. Die letzte Windung sollte dicht an der Wand des Wirbelkastens liegen, erklärt Gambenbauer Valentin Oelmüller. Das hindert den Wirbel am Hinausspringen und zieht ihn wie eine Schraube in den Wirbelkasten. Mit einer Lücke zwischen Saite und Wirbelkastenwand riskieren wir dagegen, dass sich der Wirbel selbstständig macht. Auch die Anzahl der Windungen, die direkt am Rand liegen, spielt eine Rolle: Je mehr Windungen dort platziert sind, desto härter fühlt es sich beim Stimmen an. Sind es nur zwei, ist es zu weich. Valentin empfiehlt, drei oder vier Windungen nebeneinander an die Wirbelkastenwand zu legen und betont, dass sich mit der richtigen Position der Saite auf dem Wirbel wesentlich mehr einstellen lässt als mit Wirbelseife oder Kreide.
Dennoch sind auch diese beiden wertvolle Hilfsmittel im Gambenalltag. Statt fertiger Wirbelseife nutzt der Gambenbauer Kernseife und Kreide. Das Internet erläutert, dass diese beiden Komponenten zusammen wie ein Kugellager funktionieren, indem die Kreidepartikel von der Seife umgeben, einen Gleitfilm bilden: Den Wirbelschaft mit Kernseife einreiben; den Wirbel in den Wirbelkasten stecken und drehen; an den glatten Stellen (wo der Wirbel in der Wand sitzt) zusätzlich Kreide auftragen; die beiden Zutaten nach Bedarf dosieren; Kreide macht den Wirbel schwergängiger, Seife leichtgängiger. Durch die Gerbsäure im Holz wird die Lauge (die Kernseife) mit der Zeit allerdings neutralisiert, sodass die Prozedur gegebenenfalls wiederholt werden muss.
Als Instrumentenbauer macht Valentin Oelmüller die Erfahrung, dass der Wirbel zwar am stärkeren Ende gut im Wirbelkasten sitzen muss, am dünneren Ende im Loch jedoch etwas Spiel haben sollte. So lässt er sich besser drehen und das Instrument ist leichter zu stimmen.
In Bezug auf Wirbelpflege und die Aufwicklung der Saiten möchte Valentin alle Spielenden dazu animieren, selbst auszuprobieren, was für sie und ihr Instrument am besten funktioniert. Das ist sehr individuell. Sich zu trauen und das Material kennenzulernen, ist einer guten Stimmung also besonders zuträglich.